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拍品 3034 - Z28 瑞士艺术 - Donnerstag, 24. Juni 2010, 02.00 PM

GIOVANNI GIACOMETTI

(Stampa 1868–1933 Glion)
Die Heuernte bei Maloja. 1923.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts monogrammiert: Gi.Gi. Verso bezeichnet Giov. Giacometti Maloja.
101 x 93 cm.

Provenienz: - Galerie Aktuaryus, Zürich - Privatbesitz, Schweiz Ausstellungen: - Zürich, Kunstsalon Wolfsberg, Schweizer Kunst, Dezember 1923 - Januar 1924, Nr. 69 (Heuernte in den Bergen). - Bern, Kunsthalle, Giovanni Giacometti, Fred Stauffer, V. Surbek, Eug. Zeller, C. Angst, 29. März - 26. April 1925, Nr. 7 (Heuernte). - Chur, Bündner Kunstverein Villa Planta, 24. Mai - 7. Juni 1925, Nr. 6. - Zürich, Galerie Aktuaryus, 23. Oktober - 30. November 1927, Nr. 45 (?). - Basel, Kunsthalle, Giovanni Giacometti, Gedächtnisausstellung Paul Altherr, 8. Februar - 2. März 1930, Nr. 28 (Vor dem Gewitter, 1926) - Zürich, Galerie Aktuaryus, Giovanni Giacometti, Cuno Amiet, 27. Oktober - 20. November 1940, Nr. 30. - Chur, Kunsthaus Chur, Jubiläumsausstellung Giovanni Giacometti 1868-1933, 12. Mai - 30. Juni 1968, Nr. 105 (datiert 1923/24). Literatur: - E.F.K./W.B.: Schweizer Künstler der Gegenwart, Giovanni Giacometti In: Basler Nachrichten, 16. Februar 1930, S. 26-31, Abb. 9 und Abb I (Titelblatt). - Elisabeth Esther Köhler: Giovanni Giacometti 1868-1933, Leben und Werk, mit Werkverzeichnis, Zürich 1969, Nr. 426 (Heuernte mit aufziehendem Gewitter, 1931). - Paul Müller/Viola Radlach, Giovanni Giacometti, Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997, Nr. 1923.20, Abb. S. 44 Nr. 418. Dass der Sohn eines Zuckerbäckers, Bauern und Wirts im Graubünden des ausgehenden 19. Jahrhunderts Künstler werden, in München und Paris studieren durfte - das war schon etwas ganz Besonderes. Doch Alberto Giacometti, Vater von Giovanni Giacometti, hatte in Warschau eine Konditorei und in Bergamo ein Café betrieben, bevor er sich wieder der Landwirtschaft im heimischen Bergell widmete und in Stampa das Albergo Piz Duan eröffnete. Genau dieser Weltoffenheit ist es zu verdanken, dass sein Sohn die wohl bedeutendste Künstlerdynastie der moderneren Schweizer Kunst begründen konnte. Auch Giovanni Giacometti kehrte - nicht zuletzt aus Geldnot - 1891 ins Bergell zurück und stellte die Natur seiner Heimat mit ihren Menschen und Tieren in das Zentrum seines von Licht und Farbe geprägten Werks. Seine bäuerliche Herkunft vergass er nie. Oder vielmehr war er selbst das, was man heute wohl als "Nebenerwerbslandwirt" bezeichnen würde. Holz sammeln, heuen, Vieh hüten: das war Alltag bei den Giacomettis und half, die sechsköpfige Familie aus Vater Giovanni, seiner Frau Annetta und den vier Kindern Alberto, Diego, Ottilia und Bruno zu ernähren. Bruno Giacometti erinnerte sich später daran, wie er und seine Geschwister bei der Landarbeit helfen mussten - nur Alberto, der später als Bildhauer und Maler eine fulminante Weltkarriere machen sollte, war häufig von den Pflichten entbunden und durfte beim Vater im Atelier arbeiten, hatte der doch früh die aussergewöhnliche künstlerische Begabung seines Ältesten erkannt. Wenn Giovanni Giacometti also die Menschen dieses Bündner Tals auf dem Feld malt, sie beim Säen, Ernten, Mähen festhält, nimmt er nicht die romantisierende Sicht eines Künstlers ein, der "zu den Bauern aufs Land" fährt. Sein Werk ist geprägt von einem tiefen Verständnis für den Kreislauf der Natur und der Arbeit in und mit ihr. Und er weiss um die Dringlichkeit, Die Heuernte bei Maloja einzuholen, bevor das drohende Gewitter alles durchnässt. Die Unruhe vor dem drängenden Sturm setzt Giacometti in der unteren Hälfte des Gemäldes mit unruhigem Pinselduktus um. Dicht an dicht schichtet er Striche und Punkte. Fast scheint der Maler von der Hast der Menschen, die eilig alles zusammenrechen, angesteckt, so erregt zeichnet er ihre Umrisse. Das aufgehäufte Heu duckt sich schon in eng zusammengedrängten Hügeln. Mit leuchtendem Blau, Gelb und Rotorange gestaltet er die noch von der Sonne beschienene Alpebene, während der mächtige Piz Lunghin, der sich über Maloja erhebt, in ruhigen Violett- und Grautönen der Regsamkeit an seinem Fuss zusieht. Über ihm quellen die weissen Gewitterwolken in den Himmel; auf der linken Seite hat sich schon eine dunkle Wand aufgetürmt, deren bedrohliche gelbe Flecken vor dem bevorstehenden Hagel warnen. Einzelne Blitze zucken bereits über dem Gipfel des Lunghin. Es ist nicht die einzige Landschaft Giacomettis, in der er dräuende Wolken oder ein heranziehendes Unwetter malt. Der Blick über den St. Moritzersee mit St. Moritz gegen Muottas Muragl etwa (um 1914, Privatbesitz, Paul Müller/Viola Radlach, Giovanni Giacometti, Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997, Nr. 1914.06, Abb. S. 377) sieht eine dicke weisse Wolkenschicht. Die Bauern im Erntebild mit Gewitter von 1912 (Museum der Werner Coninx-Stiftung, op. cit. Nr. 1912.37, Abb. S. 359), werden sogar schon von einem kräftigen Guss durchnässt. In unserer Heuernte bei Maloja allerdings lässt Giacometti gleich die Furien des Himmels auf sie los. Sieht man genau hin, hat der Maler aus dem Brodem riesige fauchende Hexenfratzen mit Hakennasen und weit aufgerissenem Maul geformt; Wolkenfetzen bilden das strähnige Haar einer Hexe am linken oberen Bildrand. Rechts schauen Gespenstermasken hinter dem Berg hervor. Bei allem Verständnis des reifen Künstlers für die Sorgen der Landwirte um ihre Ernte: Den Dämonen der Natur hat er hier zu einem Gesicht verholfen.

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