拍品 3241* - Z36 印象派&现代主义 - Freitag, 27. Juni 2014, 05.00 PM
HERMANN MAX PECHSTEIN
(Zwickau 1881–1955 Berlin)
Morgen in Hendaye. 1931.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: HMPechstein 1931. Verso auf der Leinwand bezeichnet: HMPechstein Berlin W.62. Kurfürstenstr. 126 Morgen in Hendaye.
70 x 80 cm.
Die Authentizität des Werkes wurde von Prof. Dr. Aya Soika, Berlin, 28. März 2014, bestätigt. Das Gemälde wird im Archiv der Max Pechstein-Urheberrechtsgemeinschaft unter der Nummer 1931/5A registriert. Provenienz: - Auktion Fischer Luzern, 1967, Kat.Nr. 2169. - Privatsammlung Deutschland, bei obiger Auktion erworben. Austellung: Berlin 1931/32: 67. Ausstellung, Max Pechstein. Berliner Secession, 30. Dezember 1931 - Januar 1932, Berlin, Kat.Nr. 36 (ohne Abb.). Von Ende Mai bis Mitte Juni im Jahr 1931 hält sich Max Pechstein in dem südfranzösischen Badeort Hendaye auf. Das kleine Dorf an der Atlantikküste im Baskenland wurde ihm von seinem Künstlerkollegen Hans Purrmann empfohlen. Durch die enthusiastischen Schilderungen des Malerfreundes bewegt, reist Max Pechstein für mehrere Wochen an die Ausläufer der Pyrenäen. "Nach Hendaye wäre ich nicht gefahren, wenn es mir Purrmann, der ja auch ein Maler ist, und jahrelang in Frankreich gelebt hat…nicht so begeistert empfohlen hätte." (zit.: Brief Pechsteins an Minnich, 3.6.1931, Privatbesitz). Bei seiner Arbeit vor Ort schauen ihm die Dorfbewohner immer neugierig über die Schulter, diese Tatsache stört den Maler, so dass er seine Schaffenszeiten in die frühen Morgenstunden verlegt. "Hier in Hendaye ist man das reine Weltwunder wenn man malt, und kann sich vor Zuschauern nicht rühren, so dass ich wie immer in solchen Fällen sehr früh aufstehe, und um 5 Uhr meine Arbeit beginne, bis 9 Uhr geht es dann, diese Zeit sowieso die günstigste, da das Licht noch am farbigsten ist." (zit.: Brief Pechsteins an Minnich, 3.6.1931, Privatbesitz). Pechstein arbeitet auch an der französischen Küste direkt vor seinen Motiven. Er nimmt die Leinwand oder das Papier für Gemälde und Aquarell mit hinaus und seine Werke entstehen im Freien. Das vorliegende Gemälde ist ebenfalls in diesen Frühsommermonaten als "plein-air" Malerei in Hendaye entstanden. Frau Prof. Soika nimmt in ihrem Gutachten zu dem Werk an, dass es sich um "eine Straßenszene im historischen Dorfkern" handelt, weiter führt sie aus: "Ähnliche weiss getünchte Häuser mit ihren charakteristischen Ziegeldächern hat Pechstein auch auf [einem weiteren] Gemälde "Häuser in Hendaye" (Soika, Aya: Max Pechstein. Das Werkverzeichnis der Ölgemälde, München, 2011, Bd. 2, Kat.Nr. 1931, S. 431 (mit Abb.) dargestellt. Die Fensterlaibungen sind blau umrandet, die schwarzen Füllungen der Fenster deuten geschlossene Fensterläden an, um die Hitze aus den Häusern zu halten. Eine Bäuerin läuft die Strasse hinunter und ist in Umrissen in Rückenansicht zu erkennen. Ihr Körper ist in einfachen schwarzen Pinselstrichen skizziert. Mit der rechten Hand hält sie einen grossen Korb auf dem Kopf. Diese Art des Transportes hatte Pechstein bereits während seiner Aufenthalte im ligurischen Monterosso al Mare fasziniert. In entgegengesetzter Richtung läuft ein Esel die Strasse hinunter." (zit.: Soika, Aya Prof. Dr. Max Pechstein, Morgen in Hendaye, Kunsthistorisches Gutachten, Berlin, 28. März 2014, S.4). Mit harmonisch aufeinander abgestimmter Farbigkeit fängt Pechstein hier die morgendliche Stimmung des erwachenden Dorfes ein. Die ersten Sonnenstrahlen erhellen den Himmel, und das gleissende Licht des südfranzösischen Landstrichs lässt sich schon erahnen. Die Strasse und den Vordergrund des Bildes taucht der Maler in ein dunkles Braunrot, der Weg liegt noch im Schatten, bis auf ein kleines Stück Gehweg im vorderen linken Bildbereich, wo die Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Häuserschlucht schon gefunden haben. Die Komposition des Gemäldes führt den Blick des Betrachters gekonnt durch den verschatteten Vordergrund hinauf in den vom Sonnenschein erstrahlenden Himmel. Mit besonderer Leichtigkeit und dennoch mit hoher Intensität gelingt es Max Pechstein, hier einen Blick auf ein französisches Dorf mit all seinen Facetten einzufangen: Hell/Dunkel, Sonne/Schatten, Einsamkeit/Gesellschaft, Leere/Menschen sowie Ruhe/Bewegung. Ein beeindruckendes Werk des grossen expressionistischen Malers.
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