拍品 3236* - Z34 印象派&现代主义 - Freitag, 21. Juni 2013, 04.00 PM
GIORGIO MORANDI
(1890 Bologna 1964)
Landschaft. 1958.
Aquarell auf Papier.
Unten mittig signiert und datiert: Morandi 1958.
31 x 21 cm.
Provenienz: Privatsammlung Italien. Ausstellungen: - Ferrara 1978: Galleria Civica, Giorgio Morandi, Ferrara 1978 (verso mit dem Etikett). - Tampere (Finnland) 1988/1989: Sara Hilden Art Museum, Giorgio Morandi, 5.November 1988 - 8. Januar 1989 (verso mit Etikett). - Bologna 1990: Galleria Comunale d'Arte Moderna, Giorgio Morandi Mostra del Centenario, 12. Mai - 2.November 1990 (verso mit dem Etikett). - Schleswig 1998: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Giorgio Morandi, Schleswig 1998, Kat.Nr. 98, S.130 (mit Abb.). - Paris 2005: Museum Maillol, Giorgio Morandi, April 2005, Paris 2005. Literatur: - Pasquali, Marilena. Giorgio Morandi acquerelli. Catalogo generale, Mailand, 1991, Kat.Nr. 1958 18 (mit Abb.). - Ausst.Kat.: Giorgio Morandi. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Schloss Gottorf, Schleswig, 1998, S. 130 (mit Abb.). Giorgio Morandi entstammt einer kleinbürgerlichen Familie aus Bologna. Schon früh weiss der Junge, dass er nicht in die kaufmännischen Fussstapfen seines Vaters treten möchte, sondern studiert ab 1907 an der Academia di Belle Arti in Bologna. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1910 muss die Familie in eine kleinere Wohnung in die Via Fondazza umziehen. Giorgio und seine drei Geschwister werden alle unverheiratet ihr ganzes Leben in dieser Wohnung verbringen. Giorgio Morandi ist ein sehr in sich gekehrter Mensch, scheut die Öffentlichkeit und die Gesellschaft von Fremden. Dennoch reist er zu Studienzwecken zur Biennale nach Venedig, wo er Werke von Renoir und Cezanne sieht und zu einer Ausstellung der futuristischen Malerei nach Florenz, wo er Umberto Boccioni und Carlo Carrà kennenlernt. Morandi arbeitet viel in seinem Atelier, das auch in der Wohnung der vier Geschwister liegt und findet 1920 nach einem weiteren Besuch auf der Biennale seine eigene Formensprache im Stillleben. Ausschlaggebend für diese Entwicklung in seinem Schaffen ist die Begegnung mit den über 27 Gemälden von Paul Cézanne auf der Biennale. Diese Werke sind für ihn wie eine Orientierungshilfe. Gemäss seinem Vorbild Cézanne möchte auch er durch seine Werke die der Natur zugrundeliegenden Konstruktionen zur Anschauung bringen. Diese Naturkonstruktionen sind seiner Meinung nach durch das Stillleben oder die Landschaft am besten darstellbar. Ab nun malt er fast ausschliesslich Stillleben, die sich auf wenige Alltagsgegenstände beschränken: Vasen, Flaschen, Krüge, Tassen, Schüsseln und Schalen stellt er in immer neuen Arrangements zusammen. Die Farbpalette reduziert er so stark, dass die Werke fast monochrom wirken, Licht und Schatteneffekte gibt es nicht, er setzt nur in sehr moderatem Umfang helle und dunkle Flächen ein. Seine Gemälde wirken ruhig, fast schon romantisch melancholisch, doch ergibt sich auch eine ungeheure Spannung in seinen Werken, die auf der Anordnung der einzelnen Objekte beruht. Sie stehen neben und oder hintereinander und bei intensiver Betrachtung des Werkes, entsteht durch die monochrom gehaltene Farbpalette und die teilweise nicht deutlich voneinander abgetrennten Gefässformen eine beinahe abstrakte Komposition. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die fast gänzlich fehlende Räumlichkeit der Bilder. Morandi hebt die Räumlichkeit bewusst auf, er vermeidet die Wiedergabe von Schatten und perspektivischen Elementen. Die harmonische, spannungsvolle Kombination von Form und Farbe ist die Herausforderung, der er sich bei jedem neuen Werk stellt. Ganz besonders eindrücklich stellt sich der Weg zu abstrakten Bildkompositionen in seinen Aquarellen dar. Auch in diesem Medium bleibt er seiner zurückhaltenden, beinahe monochromen Farbwahl treu, die Flächen zwischen den Gefässen oder zwischen den Landschaftselementen sind zum Teil nur angedeutet, und nur leichte Schraffuren unterstützen die Körperlichkeit des ein oder anderen Gegenstandes. Mit einzigartiger Leichtigkeit bringt er die Objekte und Landschaften auf das Papier, und das Auge des Betrachters erkennt erst auf den zweiten Blick, dass es sich nicht um ein abstraktes, sondern um ein gegenständliches Bild handelt. Diese meisterliche Verwendung des Aquarells trifft auch bei dem vorliegenden Werk "Paesaggio" von 1958 zu - es ist eines der eher seltenen Landschaftsaquarelle, die sich auf die nähere Umgebung des Künstlers beziehen. Hier könnte es sich um eine inspirierende Ruine, im Bergdorf Grizzana handeln, wohin Morandi regelmässig Ausflüge gemacht hat. In den harmonisch aufeinander abgestimmten Farben Grün und Braun malt er die in der rechten Bildhälfte liegende Ruine und mit einem einzigartigen, gezielt platzierten Akzent setzt er die Farbe Orange in die linke Bildhälfte. Die einzelnen Farbflächen stehen leicht ineinander verwoben nebeneinander und die Räumlichkeit ist auch hier fast zur Gänze aufgehoben, nur das Orange im linken Bildfeld scheint dem Werk Tiefe und Räumlichkeit zu geben. Dem Werk liegt förmlich eine Dialektik zugrunde: es handelt sich sowohl um ein gegenständliches als auch um ein ungegenständliches Bild. Mit seiner meisterlichen Komposition, der Wiederholung der immer gleichen Motive und der Reduktion des Bildgedankens auf die primären Elemente der Malerei kann man Morandi als Wegbereiter der abstrakten Kunst sehen.
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