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拍品 3005 - Z32 瑞士艺术 - Freitag, 22. Juni 2012, 02.00 PM

ROBERT ZÜND

(1827 Lucerne 1909)
Landschaft mit Viehherde an einem Bach.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: R. Zünd.
61 x 82 cm.

Provenienz: Privatsammlung Schweiz. "Zünds Begabung für Bildkomposition lässt sich bei jedem Motiv wieder neu verfolgen." Franz Zelgers Urteil im Katalog zur Ausstellung "Robert Zünd in seiner Zeit" (Kunstmuseum Luzern, 1979) hat an Aktualität nichts verloren. Scheinbar einfach, und doch bei genauer Betrachtung unendlich raffiniert, das ist die hier angebotene "Landschaft mit Viehherde an einem Bach" in ihrem Aufbau. Erkennbar sind drei Ebenen. Uns am nächsten ist die Uferzone am unteren Rand des Bildes mit vom Wasserlauf flach geschliffenen Steinen und niederem Bewuchs. Das Besondere dieses dreieckförmigen Bildausschnittes ist seine Beschattung. Sie stammt von Bäumen oder Sträuchern, die wir gar nicht sehen können, die sich also sozusagen in unserem Rücken befinden müssen. Davor breitet sich die glatte, silbern glänzende Wasserfläche eines Bachs aus, die Zünd als natürliche Spiegelfläche für die ruhig zur Tränke laufenden Rinder dient. Der Bach leitet auch von der nahe gelegenen Uferzone zur wichtigsten, nämlich der mittleren Bildebene über, die durch die bis zum oberen Bildrand aufragenden Eichen bestimmt wird. Beide Bildteile verbindet Zünd geschickt mit der kleinen Steinbrücke auf der rechten Seite. Hinter der Brücke und dem Waldsaum erstreckt sich schliesslich der in blauem Dunst liegende Hintergrund aus Feldern und Bäumen. Über einer Gebirgskette in der Ferne erhebt sich der tiefe Horizont, der in einen blassblauen Himmel mit feinen Schleierwolken übergeht. Diese horizontale Staffelung der drei Bildebenen mit ihrer unterschiedlichen Gewichtung für den Bildinhalt wird durch die Farbgebung bzw. Beleuchtung der Szenerie unterstrichen. Die verschattete Uferzone, die in dunklen, erdigen Tönen gestaltet ist, ermöglicht uns einen Ausblick auf die strahlend helle Weidefläche in der Bildmitte. Sie zieht mit dem Schwarz-weiss-Kontrast der beiden Kühe, dem gescheckten Fell des Rinds rechts, aber vor allem mit der bunten Tracht der Bäuerin den Blick auf sich. Gegen den als Hintergrundfläche fungierenden Horizont mit seinen Pastellfarben wird das Licht wieder merklich abgemildert. Menschen und Tiere übernehmen in diesem Bild wichtige kompositorische Aufgaben. Natürlich wird die Szene durch ihre Bewegungselemente im Wortsinne "belebt". Auch geben sie dem Gemälde entscheidende Farbimpulse. Weiterhin dienen sie als optische Bezugsgrösse und verfestigen die Illusion räumlicher Tiefe in dem uns Betrachtern vorgestellten Bildausschnitt. Der Lastenträger auf der Brücke hebt überdies deren Bestimmung als verbindendes Element hervor, denn er wechselt auf ihr sozusagen von der einen zur anderen Ebene. Er findet, fast genau auf gleicher Höhe, jedoch viel weiter links, in der Frau mit Hut und bäuerlicher Tracht seine Entsprechung. Sie dagegen ist regungslos, verbleibt also statisch in der mittleren Bildebene. Dennoch erhalten die Personen gerade durch sie über eine Aufgabe als blosse Staffage hinaus auch eine narrative Funktion. Sie ist die Schlüsselfigur dafür, dass die Menschen ein Eigenleben, eine eigene Bedeutung entwickeln und dem Bild Spannung verleihen - wenn auch, angesichts ihrer winzigen Grösse, eine sehr subtile. Denn die Frau mit dem kleinen Jungen an der Hand blickt, quer über fast die gesamte Breite des Bildes hinweg, dem sich entfernenden Mann nach. Er sieht sich aber nicht nach ihr um, sondern wendet sich auf seine linke Seite und blickt in das Flussbett. Der Junge an der Hand seiner Mutter hat seine Aufmerksamkeit ganz auf die Tiere vor ihm. Die mächtigen Bäume bilden nicht nur den Hintergrund der interessanten Interaktion zwischen den drei Personen, sie dominieren durch ihre schiere Grösse, die die Menschen wie Zwerge erscheinen lässt, die Darstellung. Für seine Eichenbilder ist Zünd berühmt geworden. Sein "Eichwald" - eine Version ist als Depositum der Bernhard Eglin-Stiftung im Kunstmuseum Luzern, eine weitere im Besitz des Kunsthauses Zürich - ist eines seiner bekanntesten Bilder. Mit grösster Hingabe ans Detail hat Zünd ihre überaus naturalistische Abbildung auch in unserem Bild bis zur Meisterschaft vervollkommnet. Schmal und breit ausladend, von jungem, frischem Wuchs oder von vielen Stürmen zerzaust, mit den Ästen weit in den Himmel greifend oder schief zurückgelehnt: Es sind Baumportraits mit unterschiedlichem Charakter entstanden, die eine eigene Geschichte erzählen.

CHF 120 000 / 180 000 | (€ 123 710 / 185 570)


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