拍品 3223 - Z28 印象派&现代主义 - Donnerstag, 24. Juni 2010, 04.00 PM
MARIANNE VON WEREFKIN
(Tula 1860–1938 Ascona)
Ticino-Studie. Um 1920.
Öl auf Karton.
35 x 26 cm.
Marianne Werefkins Gemälde sind in ihrer Ausdruckskraft und ihrer Art, dem Betrachter unter vielen Schichten symbolisch Geschichten zu erzählen, einzigartig. Bei ihr fand eine spannende Mischung der Einflüsse der Peredwischnicki ("Wanderer", eine sozial engagierte Künstlergruppe), die sich dem sozialistischen Realismus verschrieben, aber auch der expressionistischen Malern, von denen sie in München, Paris und in der Schweiz zahlreiche kennen lernte, statt. Dies gilt insbesondere für diejenigen Werke, die sie in Ascona malte. In ihrer Wahlheimat definierte sie ihr Leben neu. In Russland geboren begann sie ihre künstlerische Karriere als Schülerin Ilja Repins, der den Peredwischnicki angehörte. Dessen Einfluss, den Werefkin öfters als sehr wichtig für ihr Werk bezeichnete, ist insbesondere durch die symbolistische Malweise erkennbar. Ab 1891 war sie mit Alexej Jawlensky befreundet. Mit ihm siedelte sie 1896 nach München über und wurde Mitglied der "Lukasbruderschaft" - einer losen Verbindung gleichgesinnter, meist russischer Künstler. 1909 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der "Neuen Münchner Künstlervereinigung". Sie schloss sich jedoch der Sezession des "Blauen Reiters", die 1911 von Wassily Kandinsky und Franz Marc vollzogen wurde, nicht an. 1913 stellte sie donnoch ihre Werke mit den Malern dieser Gruppe im ersten Deutschen Herbstsalon aus. 1914 floh sie gemeinsam mit Jawlensky in die Schweiz, zunächst nach St. Prex, danach nach Zürich. 1918 liessen sie sich endgültig in Ascona nieder. Dort war sie die treibende Kraft bei der Gründung der Künstlervereinigung "Der grosse Bär", 1920 stellte sie auf der Biennale in Venedig aus. 1922 wurde sie mit dem "Nansen"-Pass ausgestattet. Kennt man die Geschichte Marianne Werefkins und insbesondere ihrer letztlich gescheiterten Beziehung zu Alexej Jawlensky betrachtet man diese Bilder noch viel gebannter. Hier wird Schmerz, aber auch Freude und gläubige Zuversicht und Selbstbestimmung einer letztlich emanzipierten Künstlerin ausgedrückt. Die hier zum Verkauf angebotenen vier Werke sind eindrückliche Beispiele hierfür. Sie war in dieser Zeit sehr experimentierfreudig. Oft wählte sie, wie auch bei den vorliegenden Beispielen, Temperafarben und Tusche auf Papier. Die Strichführung zeigt eine grosse Könnerschaft, sie ist intensiv und sehr ausdrucksstark. Die Ticino-Studie zeigt zwei Bauersfrauen, die mit Gütern am Rücken beladen einen Weg hochgehen. Hinter ihnen erstrecken sich imposante Berge. In der Bildmitte ist ein dunkler vom Winde zerzauster Baum dargestellt. Das Motiv, den Menschen in der ihn umgebenden Natur darzustellen, ist bei Werefkin sehr beliebt. Und oft spielt die Arbeit dabei eine symbolisch gewichtige Rolle, wenn auch - im Unterschied zu Repin und den Peredwischnicki allgmein - ohne eine explizite kritische Aussage. Provenienz: - Von der Künstlerin erworben. - Privatsammlung Schweiz.
CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)
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