拍品 1184* - A172 家具、瓷器& 装饰品 - Donnerstag, 26. März 2015, 01.30 PM
PAIR OF GAMES TABLES "A MECANISME", Louis XVI, attributed to D. ROENTGEN and his workshop (David Roentgen, Neuwied 1741-1809 Paris), Neuwied ca. 1785. Mahogany in veneer. Rectangular, triple-foldable leaf, lines with green felt. Inlaid with checkers game board, can also be used as a bookrest. Backgammon game board pops up with the aid of a spring mechanism. Secret drawer behind the foldable leg. Removable legs. Fine gilt bronze and brass mounts. 98x48.5x(open 96)x79.5 cm. Provenance: - formerly Didier Aaron, Paris. - from a European collection.
Louis XVI, D. ROENTGEN (David Roentgen, Neuwied 1741-1809 Paris) und seiner Werkstatt zuzuschreiben, Neuwied um 1785.
Mahagoni gefriest. Rechteckiges, dreifach aufklappbares Blatt - mit grünem Filz belegt, mit Damespiel eingelegt sowie ebenfalls mit grünem Filz belegt und teils aufklappbar als Lesepult verwendbar - auf gerader Zarge mit schwenkbarem hinteren Fuss als Stütze für die offenen Blätter, auf sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. Per Federmechanismus aufsteigende, in der Zarge kaschierte Schatulle für das Backgammonspiel bzw. als Schatulle für die Spielutensilien, flankiert von je 1 Fach mit Lamellenverschluss. Geheimschublade hinter dem schwenkbaren Bein. Abschraubbare Beine. Feine, vergoldete Bronze- und Messingbeschläge und -kannelüren. 98x48,5x(offen 96)x79,5 cm.
Provenienz: - Ehemals Didier Aaron, Paris. - Aus einer europäischen Sammlung. Sehr ähnliche Spieltische von D. Roentgen sind abgebildet in: D. Fabian, Roentgen-Möbel aus Neuwied, Bad Neustadt 1986; S. 63f. (Abb. 85-95) sowie in: ibid, Die Entwicklung der Roentgen-Werkstatt, Bad Neustadt 1981; S. 13f. H. Huth, Roentgen Furniture, New York 1971; Abb.131 und 132. J.M. Greber, Abraham und David Roentgen - Möbel für Europa, Starnberg 1980; II, Abb. 639-642. Ein nahezu identischer Spieltisch wurde bei Sotheby's Zürich am 7.12.1994 (Katalognr. 257) verkauft. Weitere Tische befinden sich in den Sammlungen des Schlossmuseums Wörlitz, des Bayerischen Nationalmuseums in München, des Pawlowsker Palastes, des Metropolitan Museums in New York sowie in den Staatlichen Kunstsammlungen von Weimar. Das hier angebotene, ausserordentlich seltene Paar weist alle Merkmale der Werkstatt von D. Roentgen auf: der komplexe Mechanismus mit dem herausspringenden Backgammonspiel, die seitlichen Jalousienfächer, die abschraubbaren Beine, die raffiniert kaschierte Geheimschublade sowie die feinen Bronze- und Messingbeschläge. D. Roentgen, Sohn des nicht minder berühmten Abraham Roentgen, erhielt seine Meisterwürde 1780. Bereits ein Jahr später konnte er, ein begnadeter Kaufmann, aufgrund lukrativer Aufträge eine neue Zweigstelle eröffnen. Zarin Katharina II wurde seine beste Kundin und beschwerte sich laut zeitgenössischen Quellen über die "horrenden Preise", bestellte im Laufe der Zeit aber trotzdem eine Vielzahl von Prunkmöbeln, die noch heute grösstenteils in russischen Palästen und Museen stehen. Die Dekorationssprache D. Roentgens wurde in den 1780er Jahren schlichter, was die "künstlerische Abnabelung" von seinem Vater Abraham bedeutet. D. Fabian schreibt dazu Folgendes: "... schlichte und geradlinige klassizistische Formen, Marketerien verschwinden, ausgewählte Mahagonifurniere, feuervergoldete Bronzen, Perl- und Riffelleisten, Säulen, Galerien, Vasen, Girlanden, Hängegriffe in Form gewundener Tücher ..." 1779 fertigte D. Roentgen für Steuerzwecke ein Verzeichnis der Mitarbeiter an, das von grosser Bedeutung ist. Es zeigt die Grösse des Betriebes und die starke Anziehungskraft, welche die Werkstatt damals auf die Tischler ausgeübt haben muss. Aus allen Himmelsrichtungen kamen die Gesellen an den Rhein: aus Leipzig, aus der Franche Comté, aus Königsberg, Ungarn usw. Einige wurden später Meister und leiteten D. Roentgens Filialbetriebe, andere wanderten aus oder kehrten in die Heimat zurück und trugen so den Stil der Werkstatt in alle Gegenden. 1791 gründete D. Roentgen mit königlichem Privileg eine Tochterwerkstatt in Berlin, mit deren Leitung er David Hacker beauftragte. Aus dieser Werkstatt dürften die D. Roentgen ausserordentlich nahe stehenden Möbel aus dem Marmorpalais stammen. Eine Berliner Eigenheit scheint die Verwendung von blauen Wedgwoodtafeln und auffallend dicken Marmorplatten zu sein. Der aus Baden-Baden oder Strassburg stammende Heinrich Gambs lässt sich in der Roentgen-Werkstatt zwar nicht nachweisen, es befindet sich jedoch ein Möbel in der Eremitage in Leningrad, handschriftlich als ein Werk Gambs' bezeichnet und mit 1815 datiert, das den Werken D. Roentgens so nahe steht, dass an einer engen Verbindung zwischen Gambs und Roentgen nicht gezweifelt werden kann. Wie sehr der Spätstil D. Roentgens das Empire vorweg zu nehmen imstande war, zeigt das aufwendige Möbel der Eremitage, das in reinen Roentgenformen konzipiert und ausgeführt wurde. Die Beliebtheit von Roentgenmöbeln trug dazu bei, dass sich dieser Stil in den Jahren um 1800 über ganz Deutschland ausbreitete. Selten hat ein Meister so sehr auf seine Zeit eingewirkt und eine ganze Generation von Tischlern in seinen Bann gezogen. Zahlreiche Möbel in Schlössern und Museen sind Zeugen dieser fruchtbaren Epoche, vor allem jene in den Schlössern von Berlin, Regensburg, Dyck bei Neuss und im Neuen Palais von Potsdam. Es war Roentgens Spätstil, der die Schönheit der glatten Form und den Reiz des dichten Holzes in Deutschland sehen und empfinden gelehrt hatte. Dieser Meister prägte den Möbelstil um die Jahrhundertwende in einer Weise, wie es in Deutschland zuvor noch niemand getan hatte. In Neuwied scheint die Tradition, die D. Roentgen dort begründet hatte, später wieder aufgenommen worden zu sein. Lit.: D. Fabian, Abraham und David Roentgen - Leben und Werk, Bad Neustadt/Saale 1996. J.M. Greber, Abraham und David Roentgen - Möbel für Europa, Starnberg 1980. H. Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Werkstatt, München 1974. P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 718-728 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 396 und 413 (biogr. Angaben).
CHF 200 000 / 300 000 | (€ 206 190 / 309 280)
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