Zedlitz, Joseph Christian Freiherr von. Spätromantischer deutsch-österreichischer Dramatiker, Epiker u. volkstümlich-patriotischer Lyriker. (1790-1862). Ausführlicher eigenh. Br. m. U., Bowrin , 22. Juni 1852, mit Adresse u. Poststempel. 1 Doppelbl. 4°, 2 ½ S. beschrieben. Mit Oblatensiegel, Adresse u. Stempel. 1 Loch u. 1 Randecke beschnitten.- Leicht gebräunt u. wenig fleckig, 1 Loch mit geringem Textverlust, 1 Randausschnitt infolge Öffnung.

An den Secretär der k:k: Hoftheater Herrn von Schreyvogel, Wien, in dem Zedlitz davon berichtet, wie sich ein "gemüthskranker" Freund auf einer gemeinsamen Reise das Leben genommen hat. "Lieber theurer Freund! Seit acht Tagen habe ich meinen Aufenthalt auf dem Lande bezogen, aber leider scheint mein böses Verhängniss mir auch hier die lang ersehnte Ruhe nicht zu gönnen. Ein höchst trauriger Unfall hat mich betroffen und mich wieder auf lange Zeit aus allen Fugen gerissen. Ich hatte einen guten Freund, der schon in das zweyte Jahr gemüthskrank war und dessen Schicksal mir aus vielen Gründen nahe am Herzen lag. Auch ich fühlte mein Inneres seit geraumer Zeit auf eine so widrige Weise verstimmt, dass ich wohl einsah, es sey die höchste Zeit, mich empor zu arbeiten, um nicht selbst in eine verderbliche Hypochondrie zu verfallen. Unter diesen Umständen hoffte ich für mich und meinen Freund, von einem thätigen Leben auf dem Lande ein günstiges Resultat und reiste in seiner Gesellschaft von Ins [?] ab. Nur nach 4 Meilen von hier hielten wir zu Mittag an, assen und spielten nach Tische einige Parthien Schach. Dann stand mein Reise[?]gesellschaftere auf und verliess das Zimmer. Wenige Minuten darauf gieng ich gleichfalls hinaus, um nach meinem Pferde zu sehen. Da ich ihn nicht im Hofe erblickte, fragte ich den Wirth, wo er hingegangen sey. Dieser antwortete, er sey den Augenblick auf den Abtritt gegangen, doch sey ihm vorgekommen, als habe er Schüsse gehört. Ich eile hin, finde die Thür verschlossen, lasse sie aufsprengen und der Unglückliche liegt todt, eben noch warm in seinem Blute, die Pistole neben sich…"